Jeden Dienstagmorgen besuchen wir Familien in Entyoni und jeden Freitagmorgen Familien in Nseleni. Entoyeni ist die rural area, in dem auch unser Waisenhaus steht und Nseleni ist ein Township, in dem wir unser Feeding Scheme haben. Wenn wir diese Menschen besuchen, springt einem die Armut sofort ins Auge. Und wiedereinmal wird mir deutlich gezeigt, was wir in Deutschland Alles haben, aber für selbstverständlich ansehen. Es fängt schon bei Betten und Sofas an. Die Liste ist lang und für uns, die andere Standards gewöhnt sind ist es kaum vorstellbar, ohne fließendes Wasser und Elektrizität leben zu können. Sofort wird man nachdenklich und grübelt über die Ungerechtigkeit auf der Welt. Oft reden die anderen Freiwilligen und ich über die Spanne zwischen Arm und Reich, die in Südafrika mehr als deutlich zu spüren und zu sehen ist. Uns fällt es schwer zu akzeptieren, dass Leute ihr Geld sinnlos aus dem Fenster schmeißen können, obwohl die Armut nur zwei Minuten weiter auf sie lauert. Und das tut sie wortwörtlich. Letzten Samstag waren wir in Durban, dort wurde uns die große Spanne und Diversität wieder einmal klar. Wir sind durch ein armes Viertel gefahren. Hunderte von Menschen waren auf den Straßen, an jeder Ampel stand mindestens ein Bettler und jeder versuchte Kleinigkeiten zu verkaufen, um sein nächstes Abendbrot zu finanzieren. Nicht mal zwei Minuten später hatten wir das Gefühl in einer anderen Stadt zu sein. Hochhäuser, Strandpromenaden, Menschen, die die Sonne genießen konnten, da sie keine Geldsorgen, Hunger oder Sonstiges erleiden.
Wenn wir die Hausbesuche durchführen, sind wir eigentlich nur Fahrer für die Hausmamas, die die Hausbesuche leiten,aber wir dürfen auch mit in die Häuser kommen und bei den Gesprächen zuhören. Jedoch sind diese meist nur in Zulu, also schwer oder besser gesagt gar nicht verständlich für uns. Jedoch sind die Impressionen, die wir nur so aufnehmen können schon intensiv genug. Meist erklärt uns die Mama auch die Probleme der Familien, entweder später im Auto oder noch im Haus, da die Familien wollen, dass wir für sie beten. Oft sind auch die Straßen sehr abenteuerlich, da wir die Hausbesuche ausschließlich in der rural area durchführen. Dann kann es passieren, dass die Hausmama zu dir sagt: „Okay, fahr mal dort rein, ich weiß nicht wie und ob wir da wieder rauskommen, aber wir probieren es einfach mal.“ Vor allem wenn es vorher geregnet hat wird es spannend. Auf der einen Seite sind Hausbesuche sehr interessant, aber wie ich vorher schon sagte ist es jedes Mal in gewisser Weise erschreckend zu sehen, wie die Leute leben. Manche Bilder bekommt man schwer aus dem Kopf und man denkt an dem Tag in jeder freien Sekunde daran, wie man etwas ändern können. Jedoch muss man sich vor Augen halten, dass man nicht die ganze Welt auf einmal verbessern kann. Wenn jedoch jeder, der die Möglichkeit hat, die Welt Stück für Stück zu verbessern versucht und auf seine Mitmenschen achtet, sind wir ein bisschen weiter dabei, jedem das zu geben, was er verdient.

Seit ein paar Wochen gehen wir auch wieder in die Schule, sowohl in Nseleni, als auch in Entoyeni. Jedoch unterscheidet es sich schon deutlich von dem, was wir früher in der Schule gemacht haben. Anstatt Kinder aus der Klasse zu nehmen und individuell zu fördern, unterrichten wir nun eine ganze Klasse. Es macht mir wahnsinnig viel Spaß und es ist schön zu sehen, wenn die Kinder merken, dass Lernen auch Spaß machen kann. Das Problem in den Schulen ist, dass die Lehrer einen Plan haben, wann sie was durchnehmen müssen und sich auch strikt dran halten. Das bedeutet, dass sie eigentlich gar nicht auf die Kinder eingehen, sondern einfach nur zum nächsten Thema wechseln, wenn es der Plan für nötig hält, egal ob die Kinder es verstanden haben oder nicht. Das bedeutet auch, dass die Kinder, die die grundlegenden Themen in dem vorgegebenen Tempo nicht verstehen konnten, immer schlechter mitkommen und irgendwann gar nichts mehr verstehen. Aus diesem Grund setzen wir genau dort an. Wir versuchen die Grundlagen aufzuarbeiten. Wir machen eigentlich genau das Gleiche, was wir im Kinderheim auch machen. Wir erzählen Ihnen viele Geschichten, damit sie sich einfach daran gewöhnen Englisch zu hören und zu verstehen. Desweiteren bringen wir Ihnen grundlegende Vokabeln auf möglichst spielerische Art bei. Dann haben wir immer noch einen kleinen Part, in dem wir ihnen die Rechtschreibung näher bringen wollen. Da wir jedoch gemerkt haben, dass sie relativ viele Probleme damit haben, fangen wir mit Wörtern wie rat, cat, hat and mat an. Die Kinder scheinen unseren Unterricht wirklich zu mögen und ich freue mich jedes Mal, wenn ich Fortschritte sehe. Da wir die Vorschule, die erste und die zweite Klasse
unterrichten, gibt es manchmal Verständnisprobleme, jedoch ist immer ein Lehrer anwesend, der für uns übersetzt. Mithilfe dieser steht der Kommunikation Nichts mehr im Wege. Auch hoffen wir, dass die Lehrer merken, dass es nichts bringt einfach durch den Lehrplan zu hetzten, wenn die Kinder rein gar nichts davon mitnehmen können. Insgeheim hoffen wir darauf, dass sie sich Methoden von uns merken und auch in ihrem Unterricht einbringen, damit die Kindern bestmöglichst gefördert werden. Wir hoffen, dass sich das neue Programm bewährt und die Kinder in Zukunft keine Probleme haben werden dem Unterricht zu folgen, da sie die nötigen Grundlagen besitzen. Jedoch ist uns bewusst, dass das ein langer Prozess ist und wir nicht von heute auf morgen große Erfolge feststellen können werden. Wir freuen uns jedoch auch über kleine Fortschritte und werden einfach das tun, was in unserer Kraft liegt.

Mit Freude können wir außerdem feststellen, dass das Hausaufgabenangebot in Nseleni positiv angenommen wird. Die Zahl der Kinder steigt und sie kommen regelmäßiger. Der Nachmittag in Nseleni sieht eigentlich genauso aus wie auch im Kinderheim, dennoch gibt es kleine Unterschiede. In Nseleni fangen sie erst mit den Hausuafgaben an. Danach erzählt Mama Shandu meist eine Bibelstory oder die Kinder lernen einen Vers aus der Bibel und danach wird gebetet. Am Schluss bekommen die Kinder eine warme Mahlzeit. Bevor die Freiwilligen vor zwei Monaten angekommen sind, haben sie nur Essen bekommen, weil sie aus armen Familien kommen und fast nie eine warme Mahlzeit bekommen. Es ist schön zu sehen, wie sich das Projekt vergrößert und nun auch im Bereich Bildung ausgebaut wird. Wir hoffen, dass noch mehr Kinder kommen und das Angebot in Anspruch nehmen. Musawenkosi plant das Projekt weiter auszuweiten und auch ein eigenes Gebäude zu bauen, da sie derzeit nur die Kirche im Township für das Projekt nutzen. Natürlich sind Spenden sehr willkommen und ich werde über weitere Fortschritte berichten.

Nun habe ich nur noch ein paar Wochen bis meine Mama und meine Familie mich besuchen kommen. Ich bin wahnsinnig aufgeregt und freue mich riesig, Alle wiederzusehen. Das bedeutet aber auch, dass meine Zeit hier langsam zu Ende geht. Ich genieße meine letzten Wochen in vollen Zügen und bin sehr dankbar, dass mir die Möglichkeit geboten wird, mit so vielen tollen Kindern zu arbeiten. 🙂