Da wir in den letzten Wochen ein straffes Programm an Unternehmungen hatten, habe ich es leider nicht geschafft Euch zu schreiben. Dazu kommt noch, dass ich die ganzen Eindrücke erst einmal verarbeiten muss. In drei Wochen geht es für mich und in 6 Wochen für die Mädels wieder Richtung Heimat, daher versuchen wir wirklich jede einzelne Stunde gut auszunutzen.

Da mein Gehirn momentan durch die vielen Erfahrungen sehr voll und ständig am arbeiten ist, kann ich gar nicht alles genau wieder geben, was ich hier erlebe. Es sind so viele wunderbare, aber auch erschreckende Momente und Geschichten, die ich erfahren darf. Diese stoßen mich sehr zum nachdenken und hinterfragen an. Insbesondere in Bezug auf Werte und Prioritäten in den Bereichen Familie, Liebe, Freundschaft, Gesellschaft, Umgang mit Menschen, Dankbarkeit, Respekt, Umwelt, Genießen und Lebensstandard.
Ich habe versucht alle Eindrücke in Stichpunkten zu der passenden Situation zusammen zu fassen, da es sehr viele sind. Ich finde es wichtig Euch diese mitzuteilen, da es Euch vielleicht auch etwas zum Nachdenken anregt und vielleicht auf eine momentane Lebenssituation von Euch passt und hilft sie anders zu betrachten. Ich persönlich habe auch sehr viele Dinge eine andere Sicht bekommen und gelernt, die Sachen auch mit anderen Augen zu sehen. Denn ich finde es auch wichtig, dass man sich auf einer Meinung und auf einem Bild nicht ausruht, sonder immer weitere und neue Blickwinkel und Ansichten erfährt, um sich so weiter zu entwickeln und auch andere Menschen mehr verstehen zu können.

Dann fangen wir mal an. 🙂

 

30.05

  • Letzte Mal Neema mit den Primary School Kindern, da sie die nächsten Wochen Prüfungen schreiben. An diesen Prüfungen wird festgelegt, ob die Kinder in die nächste Stufe versetzt werden.
  • Site
  • Spieleabend

31.05.

  • Letztes Mal Neema mit den Kindern.
    Die Kinder waren traurig und glücklich, konnten es aber auch nicht wirklich verstehen. Für mich war es ein komisches und trauriges Gefühl, da ich gerade meine feste Lerngruppe hatte und mich mit ihnen eingearbeitet habe.
  • Müll von der Site zur Müllhalde gebracht
  • Site

 

01.06.

  • Houevisits
    In Nseleni fährt Jenny mit einer Sozialarbeiterin, die dort in der Gemeinde lebt, jeden Mittwoch zu verschiedenen Familien und reden mit ihnen über ihre Probleme. Ich durfte sie diesen Tag begleiten. Dieser Tag hat mich sehr zum Nachdenken angeregt, nachdem ich die Geschichten einiger Familien gehört habe. Ich möchte diese Geschichten gerne mit Euch teilen, da sie Euch vielleicht auch zum Nachdenken anregen.
  • 1.Familie:
  • räumliche Umgebung: eine sehr kleine windschiefe, aus Holz und Lehm gebaute Hütte mit Wellblechdach; zwei Betten, ein Regal, wo alle Küchengeräte drauf stehen ist die Küche; Toilette (Plumpsklo) steht auf der gegenüberliegenden Seite der Hütte; einziger Wasseranschluss mit fließendem und sauberen Wasser ist der Wasserhahn im Garten; freilaufende Hühner
  • Familie: Großmutter, ältere Tochter und von ihr zwei Kinder leben dort
  • Problem: Von einem Bekannten der Großmutter hat eine Freundin ein Kind heimlich gebärt und es liegen gelassen. Bekannte haben das Baby zum Glück gefunden. Die Großmutter hat gesagt, dass sie das Baby aufnimmt und versorgt. Sie haben Kindergeld beantragt, denn ohne dies könnten sie es nicht versorgen. Jedoch hat sich die Polizei eingeschaltet, da das Kind wahrscheinlich von einer anderen Mutter ist. Nun bekommt die Großmutter so lange kein Kindergeld, bis ein DNA-Test gemacht und das ganze Verfahren abgeschlossen wird. Da wir uns hier in Südafrika befinden, dauert diese Prozedur sehr lange. Nun kann die Großmutter das Kind nicht ernähren und ist am überlegen, ob sie das Kind wieder zurück ins Krankenhaus gibt.
  • Lösung: Beten und abwarten und mit einem Sozialarbeiter vom Krankenhaus reden und hoffen, dass sie dort Unterstützung bekommt.

 

  • 2.Familie:
  • Räumliche Umgebung: ein etwas größeres Haus mit drei Räumen (Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer); sehr einfach gebaut; Wellblechdach; unisoliert; Hühner und Ziegen laufen frei rum
  • Familie; Großmutter, Großvater, Mutter, zwei Kinder, Vater eventuell arbeiten
  • Problem: Großvater ist sehr krank
  • Lösung; Wir haben für ihn gebetet und weiteres Beten

 

  • 3. Familie:
  • Die Nachbarin, eine ältere Dame, kam in das Haus der zweiten Familie
  • Problem: Auch sie hat ein Kind aufgenommen, bekommt jedoch aus irgendwelchen Gründen kein Kindergeld und kann das Kind nicht mehr ernähren. Sie hat uns gefragt, ob wir es in das Programm von Musa aufnehmen können, wo die Kinder mittags eine warme Mahlzeit bekommen. Dies geht jedoch leider nicht so leicht, da die Sozialarbeiter das bestimmen müssen. Jedes Kind aus einem Bezirk ist einem Sozialarbeiter aus dem gleichen Bezirk zugeteilt. Sie bestimmen, wenn ein Kind in Gefahr ist, aus der Familie geholt werden muss oder andere Maßnahmen getroffen werden müssen und sie sind die Ansprechpartner für Probleme. Jedoch sind diese sehr langsam und träge mit ihrer Arbeit und kümmern sich nicht darum.
  • Lösung: Beten und abwarten, ob die Sozialarbeiterin sich meldet.

 

  • Auf dem Rückweg hat Mama Schanduh erzählt, dass sie sich Sorgen um eine Familie macht. Die Mutter ist gestorben und der Vater ist arbeitslos. Daher trinkt er, weil er dadurch gestresst ist. Die drei Kinder (2 Söhne und ein kleines Mädchen) sind noch sehr jung. Nun hat Mama Schanduh Sorge, dass dem kleinen Mädchen etwas passiert, denn sie kann sich bei drei Männern nicht selbst verteidigen.

 

 

 

  • Dieser Tag gab mir einen sehr großen Einblick in das Leben im Township. Natürlich ist es nicht überall so, aber auf dem ländlichen Gebiet ähneln sich diese Vorfälle sehr. Die persönlichen Lebensgeschichten haben mich sehr zum Nachdenken gebracht: Bedeutung, Größe und Gewichtung von Problemen, Lebensstandard, Dankbarkeit, Hilfe leisten
  • Es hat mich persönlich sehr mitgenommen, dass ich vor den Familien saß, sie mir erzählt haben, dass sie kein Geld und kein Essen haben, um die Kinder zu versorgen und ich im direkten Sinne nichts machen kann.
  • Die Familien sind sehr gastfreundlich. Sie haben selbst nichts und bieten dir trotzdem immer etwas zu trinken oder essen an. Wir haben zum Beispiel bei einer Familie selbst gemachtes Eis bekommen.
  • Was mir auch noch sehr aufgefallen ist, ist dass die Großmütter die ganzen Familienangelegenheiten stemmen. Sie sind das Fundament der Familie. Ich habe großen Respekt vor den Frauen, da sie Schicksalsschläge und Probleme mit sich herum tragen und aushalten, wo Frauen aus Europa schon längst beim Psychiater sitzen würden. Sie sind sehr stark und belastbar und kommen trotz ihrer Sorgen mit einem Lächeln und Freude von Herzen auf dich zu.

 

02.06.

  • Ein Gutachter vom Staat hat sich angemeldet, dass er die nächsten Tage vorbei kommt und sich das Kinderheim ansehen will. Da sich auf Grund der Politik die Richtlinien geändert haben und alles strenger geworden ist, haben wir den ganzen Morgen geholfen, alle Dokumente den Richtlinien anzupassen. Musa ist sehr geordnet, daher konnten wir sehr schnell arbeiten.
  • Site

 

03.-05.06

  • Als Dankeschön für die freiwillige Arbeit haben Elaine und Gavin uns für ein Wochenende in die Drakensberge eingeladen. Es war wunderbar! Die Aussicht, Stille, der Natur so nahe zu sein. Am Freitag sind wir angekommen und haben einen kurzen Spaziergang gemacht. Am Samstag sind wir 9 km gewandert. Am Sonntag sind wir zu Wasserfällen gewandert.
  • Ich denke die Bilder sprechen für sich.

 

06.06.

  • Hausaufgaben vorbereitet
  • Musa leitet nicht nur das Kinderheim, sondern auch eine Programm, wo Schulkinder nach der Schule in die Kirche kommen können und sie dort eine warme Mahlzeit, Hausaufgabenbetreuung und aus der Bibel vorgelesen bekommen. Dieses Programm nennt sich „Feedingscheme“. Rebecca und ich haben das Programm diesen Montag begleitet.

Zwei Mamas und eine junge Frau kochen für die Kinder und betreuen sie. Wir wurden sofort freundlich aufgenommen und uns wurde sofort Essen Trinken angeboten. Da es unfreundlich ist Angebote abzulehnen, habe wir es angenommen. Jedoch ist das essen so köstlich, da nimmt man es gerne an. Am Ende spült jedes Kind seinen eigenen Teller in einer großen Schüssel mit Spüli und anschließend mit klarem Wasser ab und bekommt dann etwas zu trinken. Ich wollte Rebeccas und meinen Teller spülen, da hat ein Kind mir das Besteck schon abgenommen. Ich wollte erst sagen, dass ich die Sachen selbst spülen kann, doch das wäre wieder unhöflich gewesen. In diesem Moment kam ich mir richtig schlecht vor und habe ein schlechtes Gewissen gehabt, da die Menschen zu uns „Weißen“ herauf schauen und alle Arbeit abnehmen wollen. Leider ist dieses Denken der Apartheit immer noch stückweise verankert. Für mich persönlich ist dieses Denken sehr schlimm, denn für mich ist ein Mensch ein Mensch und da ist die Hautfarbe egal.

  • Am Abend hat Rebecca angefangen meine Haare zu braiden

 

07.06.

  • Bastelsachen für die Kinder des Holiday Bibelclubs vorbereitet. 900 Einzelteile ausgeschnitten für ein Mobile, da die Kinder das nicht selbst machen können. Sie haben handliche Feinarbeit nie gelernt. Daher bereiten wir alles vor, so dass sie die Einzelteile nur noch zusammen kleben müssen.
  • Site

 

08.06.

  • Großes Einkaufen für die Site und für Nseleni
  • Die Autos von Musa sind schon sehr alt. Unser Lieblingsauto der „Colt“ ist schon zwanzig Jahre alt, fährt aber immer noch wie eine 1. Allerdings gehen sehr häufig irgendwelche Sachen kaputt. Das rechte Vorderlicht ist mit Tesafilm fest geklebt und eine Tür geht nicht mehr auf. Diesen Mittwoch sind Rebecca und ich wieder zu Hamisi, unserem Mechaniker des Vertrauens gefahren, da man die linke Hintertür nicht mehr schließen konnte. Provisorisch haben wir sie mit einem Seil fest gebunden. Hamisi hat unsere Tür zum Glück wieder repariert. Während wir gewartet haben, kamen die anderen Mitarbeiter zu uns und haben um uns geworben. Das ist sehr typisch für Zulus. Die Zulumänner kommen oft an und werfen uns Handküsse zu und fragen wie viele Kühe sie für uns bezahlen müssten. Sie meinen das nicht ernst, sondern spaßen damit rum.
    Hier ist es Tradition, dass die Familie des Bräutigams eine gewisse Anzahl an Kühe an die Familie der Braut für die Braut zahlen muss. Der Durchschnitt liegt bei 11 Kühen. Je mehr Qualifikationen die Frau hat, desto teurer wird der Preis.
    Es ist lustig mit den Zulus herum zu spaßen, denn sie nicht aufdringlich dabei. Bzw. die Männer, die ich bis jetzt kennen gelernt habe.
  • Site
  • Meine Hausausgabenkinder bauen immer weiter eine Beziehung zu mir auf und sind immer offener. Sie sind auch anstrengend, da sie sich oft gegenseitig ärgern, aber wenn sie einen anlachen, wärmt einem das Herz auf. Mittlerweile hat man mit einigen Kinder kleine „Insider“. Das ist immer lustig. Mein eines Hausaufgabenkind spielt gerne Verstecken vor den Hausaufgaben. Das andere tanzt und singt. Die Freude bei den Kindern schenkt einem selbst viel Freude.

 

09.06.

  • Holiday Bible Club weiter vorbereitet:
    Angefangen 300 Bilderrahmen zu kleben und die Einzelteile für die Mobiles weiter ausgeschnitten.
  • Site

 

10.06.

  • Weiter gebastelt
  • Nseleni:
    Da es mir am Montag in Nseleni so gut gefallen hat, wollte ich die Kinder und Mamas gerne wieder sehen. So bin ich mit Johanna noch einmal zur Feedingscheme gefahren. Da es Freitag war, haben die Kinder keine Hausaufgaben aufgehabt und Johanna und ich haben mit ihnen Spiele gespielt.

 

11.-12.06.

  • Über das Wochenende sind wir nach Ingwawhuma gefahren und haben Lydia besucht. Sie hat hier bei uns im Haus ein halbes Jahr gewohnt. Ingwawhuma liegt mitten in der rural area. Es gibt eine Tankstelle mit zwei Zapfsäulen, einmal Bezin und einmal Diesel, einen kleinen Spar, wo die Leute einkaufen gehen können, eine Kirche und ein kleines Restaurant, welches mehr als Versammlungsraum genutzt wird. An diesem Samstag fand eine Frauenkonferenz statt mit dem Thema „Heirat und Ehe“. Es war sehr interessant, denn die Richtlinien einer Frau in einer Ehe wurden wieder aus der Bibel gelesen und belegt.
  • Wir haben eine Schweizerin kennen gelernt und sie hat uns für den Nachmittag und Abend zu sich eingeladen. Sie hat ihren Mann vor 15 Jahren in diesem Ort kennen gelernt und lebt nun dort mit ihm und 3 Kindern (eins davon adoptiert). Ihr Haus steht am Bergrand und sie haben einen wunderschönen Ausblick auf Swasiland.
  • Bei Lydia haben wir im Wohnzimmer geschlafen. Als wir am Morgen die Hintertür aufgemacht haben, konnten wir direkt den Sonnenaufgang sehen. Auch Lydias Haus steht etwas am Berg.
  • Auf dem Weg zur Church haben wir einen doppelten Regenbogen gesehen und auch wo er endet. Leider haben wir keinen Goldtopf gefunden.
  • In der Church waren sehr viele Kinder.
  • Deutschlandspiel mit selbstgemachten Schmuck aus Wolle geschaut

 

13.06.

  • Hausaufgaben vorbereitet
  • Site

 

14.06.

  • Weiter gebastelt
  • Hinfahrt zu Site:
    Rebecca und ich lagen hinten auf der Ladefläche vom Bukkie und haben die Sonne genossen. Hier ist es kein Problem, wenn die Leute auf öffentlichen Straßen auf der Ladefläche sitzen. Es ist nicht unüblich zu sehen, dass 15 Leute oder mehr auf dieser kleinen Ladefläche sitzen
  • Connect Group: Besprechung über das Thema „eigene Kämpfe uns Siege“

 

15.06.

  • Weiter gebastelt
  • Shopping für Nseleni und Einkauf nach Nseleni gebracht
  • Braai am Strand
  • Musik am Strand gespielt

 

16.06

  • Youthday: Feiertag
  • Rebecca, Pauline, Sara und ich sind nach St. Lucia gefahren und haben einen kleinen Zulumarkt besichtigt und eine Nilpferd- und Krokodiltour gemacht
  • Deutschlandspiel geschaut und Deutschlandkuchen gegessen, den Johanna und Franka gebacken haben

 

17.06.

  • Bastelarbeit beendet
  • Site
  • Johanna und ich haben die Querflöte und Violine mitgenommen und den Kindern klassische Musik vorgespielt. Sie haben noch nie eine Geige oder Flöte live gesehen und wussten am Anfang überhaupt nicht was das ist. Sie haben sich sehr über die Musik gefreut und mit getanzt und dirigiert. Anschließend wollten sie die Instrumente ausprobieren und waren total begeistern davon, dass sie selbst Töne erzeugen können. Einige ältere Jungs waren sehr begabt auf der Geige und haben anständige Töne hervor gebracht. Auf der Flöte durften die Kinder nur die Klappen betätigen und ich habe in die Flöte hineingeblasen, da mir das zu riskant war, dass sie die Flöte kaputt machen, wenn sie sie alleine in der Hand haben. Nicht nur Flöte und Geige haben die Kinder an dem Tag gespielt. Nach einiger Zeit wurde auch noch Gitarre gespielt und gesungen. Sogar die Hausmütter haben sich an den Instrumenten ausprobiert. Als die Musikstunde zu Ende war, haben die kleineren Kinder Armbänder aus Perlen selbst zusammen geknüpft und die älteren haben Netball (eine Mischung aus Hand- und Basketball) gespielt.
  • Die Sanierungsarbeiten wurden den Jungs mitgeteilt

 

18.-19.06.

  • Wochenende genossen