Mittwoch:

Am Mittwoch waren wir auf einer Giftparty, das ist eine traditionelle Zulufeier, die vor der richtigen Hochzeit stattfindet. Dabei überreicht die eine Familie der anderen Familie Geschenke. Am Mittwoch hat die Familie des Bräutigams der Familie der Braut Geschenke überreicht. Die Feier ereignete sich unter einem großen Zelt neben dem Elternhaus der Braut. Normalerweise sollte das Fest um 11 Uhr beginnen. Zu uns wurde gesagt, dass wir um 12 Uhr abgeholt werden und dann noch zu früh sind. Wenn man hier sagt, ein Fest beginnt um 11 Uhr, dann wird um 11 Uhr angefangen aufzubauen. Als wir um 12.30 Uhr eintrafen haben sich schon sehr viele Leute unter dem Zelt versammelt und wir dachten wir sind zu spät. Bei dem Empfang wurde uns jedoch gesagt, dass die Braut noch gar nicht da ist. Dementsprechend waren wir dann doch zu früh, wie uns es uns vorher gesagt wurde. Um die Wartezeit zu überbrücken wurde getanzt und gesungen. Der Gesang war einfach atemberaubend. Eine Person, meistens eine Frau, hat ein Lied angesungen, dann hat der Pianist die Tonart geschickt gesucht und eine Begleitung gespielt und weitere Frauen und Männer haben einfach mit eingesetzt. Sogar Zwischengesänge und Zwischenspiele wurden eingebaut. Wenn man während einem Song dazu stößt denkt man, dass es einstudiert ist. Doch die Musiker improvisieren einfach und sind dabei im ganzen Raum verteilt und können noch nicht mal Absprachen treffen. Zwischendurch wird mal das Mikro weiter gereicht. Natürlich ist es selbstverständlich für die Zulus, dass dabei auch immer wieder getanzt wird.
Das ganze Spektakel war wirklich erstaunlich!
Nach 40 Minuten Wartezeit hat das eigentliche Fest angefangen. Es wurden immer einzelne Personen aus der Familie der Braut nach vorne gerufen, die sich auf einen Stuhl setzen sollten. Ein paar Frauen aus der Familie des Bräutigams überdeckten die Frauen mit Decken, Tüchern und Schürzen. Die Männer bekamen Hosen, Schuhe und ein T-Shirt geschenkt. Zwischen den einzelnen Personen wurde immer wieder mal ein Lied angestimmt und getanzt. Einige Personen die beschenkt wurden, sind während der Geschenkübergabe aufgesprungen und haben getanzt. Ich denke mal, dass es ein Freudentanz war. Nach einer Stunde war die Zeremonie vorbei und es gab Essen. Da wir Volunteers Weiße sind, bekamen wir eine „Extrabehandlung“. Wir wurden ins Haus geführt und durften im Wohnzimmer Platz nehmen und uns wurde der Fernseher angemacht. Dies ist auch typisch für Zulus. Denn egal wohin man kommt, der Fernseher ist immer an.
Das Essen war köstlich!

Nach dem Essen war das ganze Fest auch schon vorbei. Wir dachten es würde bis in den Abend hinein gehen, aber wir waren insgesamt nur 2,5 Stunden vor Ort. Ich hatte eine Kamera dabei, um Fotos von dem Fest zu machen. Am Ende jedoch wurden von uns ganz viele Fotos gemacht und die älteren Herren wollten uns mit ihren Söhnen verkuppeln. In ihren Augen sind wir Weiße reich und somit sehr begehrt zu heiraten.

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Hochzeitsbild mit der Braut (ganz links)

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Donnerstag

Am Donnerstag haben wir den Großeinkauf gemacht, der nur alle zwei Wochen stattfindet. Wir vier Mädchen haben uns in zwei Gruppen aufgeteilt und jeder hat eine Einkaufliste für zwei Geschäfte bekommen. Nach gut zwei Stunden waren beide Gruppen fertig. Der Einkauf war schon sehr lustig, da die anderen Käufer uns zwei kleine Mädels mit großen Augen angeschaut haben, als wir in einen Einkaufswagen von zwei, 24 Tüten Chicken á 2 kg eingeladen haben. Nach gut zwei Stunden waren beide Gruppen fertig mit dem Einkauf. Da wir auch tiefgefrorene Sachen gekauft haben, sind Franka und ich direkt zur Site gefahren und haben die Einkäufe dort abgeladen und gezählt.
Am Nachmittag hat Elaine (Leiterin von Musa) mit Franka und mir den Hausaufgaben- und Lernplan für unsere Kinder besprochen. Normalerweise sollen wir den Lernplan von der Schule unterstützen und zusätzliche Aufgaben, die zu dem Lernplan passen, ausarbeiten. In der dritten Klasse lernen die Kinder multiplizieren von mehrstelligen Zahlen. Jedoch rechnen fast alle noch mit den Fingern bei einfachen Additionsaufgaben, da das schnelle Kopfrechnen nicht so verankert ist. Wenn eine Aufgabe nicht mehr mit den Händen zu rechnen ist, werden die Zehen zur Hilfe genommen. Dementsprechend werden Aufgaben, die über die 20 hinaus gehen für die Kinder zu einem sehr großen Hindernis. Anstelle von Fingern zeichnen sie dann Kreise oder Striche auf einem Blatt. Was auch hier auffällig ist, ist das bei den Kindern das logische denken, wie sie sich selbst Arbeit ersparen, noch nicht so verankert ist. Wenn sie für eine Aufgabe, z.B. 10+5, alle Striche gezeichnet haben, dann beginnen sie immer mit dem zählen komplett von vorne und zählen nicht bei der 10 mit 11 weiter. Es ist sehr schwierig ihnen diese Denkweise zu vermitteln und man braucht sehr viel Geduld und Kreativität den Kindern das Fingerzählen abzutrainieren und ihnen andere Eselsbrücken nahe zu bringen. Genau über diese Probleme haben wir mit Elaine geredet und ausgemacht, dass wir mit den Kindern mehr Basiswissen trainieren und nicht unbedingt mit dem Lernplan mitgehen. Hier merkt man auch wieder, dass die Kinder nicht von Anfang an von ihren Eltern gefördert wurden. Dieses Versäumnis, wofür sie nichts können, müssen sie jetzt mit harter Arbeit wieder ausgleichen. Dies ist wirklich sehr schwer, da bei vielen das Englisch auch noch nicht so ausgeprägt ist, denn die Lehrer achten nicht so genau darauf, ob die Kinder eine korrekte Aussprache haben.

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Großeinkaufbewacht von unserer Hündin Ndu

 

Freitag:

Diesen Freitag konnten wir nicht wirklich viel mit den Kindern machen, da sie eine Besprechung hatten. So blieben uns leider nur 1 1/2 Stunden, um die angefangenen Armbänder von letzter Woche fertig zu machen. Des Weiteren konnten die Kinder auch malen und Rebeccas Haare wurden gebraided (mit Extensions geflochten). Es ist immer wieder erstaunlich, was für Talente in einzelnen Kindern steckt. Ein älterer Junge und ein Mädchen, welches erst seit zwei Tagen auf der Site wohnt, sind sehr begabte Zeichner. Leider können ihre Talente nicht gefördert werden, da dies zeitlich und fahrtechnisch unmöglich ist. Zum anderen wäre dies auch eine „Extra-Behandlung“ und dies wird versucht zu vermeiden, damit sich alle Kinder gleichberechtigt behandelt fühlen.
Die Mädchen haben sehr viel Spaß gehabt Rebeccas Haare zu braiden, denn so können sie auch mal ihr Können zeigen. Leider haben sie nur ein paar Strähnen geschafft und Johanna und ich haben abends und am nächsten Tag die Haare fertig geflochten. Beim Braiden werden einzelne Strähnen mit Extansions verflochten. Ein anderes Verfahren ist das Twisten, dort werden die Haare mit den Extansions verdreht. Am Ende sieht das aus wir eine Kordel. Es ist wirklich schön sich der Kultur hier anzupassen und es macht richtig Spaß typische afrikanische Sachen auszuprobieren. Auch wenn das Haare machen insgesamt 7 Stunden gebraucht hat. 😀

 

Samstag:

Diesen Samstag sind wir mit der zweiten Gruppe shoppen gegangen. Dieses Mal hatten wir vier Jungs und zwei Mädchen dabei. Die Mädchen waren sehr einfach und haben sehr schnell schöne Klamotten gefunden. Die Jungs hingegen waren sehr wählerisch und wir sind mit ihnen in jeden Laden mindestens zwei Mal gegangen. Am Ende haben sie zum Glück doch alle etwas gefunden. Da die Jugendliche sehr wenig in die Stadt kommen und daher selten einkaufen gehen, lernen sie nicht, wie man richtig mit Geld umgeht. Wir Volunteers verwalten während der Shoppingtour das Geld, damit es nicht verloren geht. Jedoch habe ich mir gedacht, dass sie irgendwann selbst ihr Geld verwalten müssen und so vorher lernen müssen, wie das mit dem bezahlen ist. Daher habe ich den Jugendlichen an der Kasse das Geld geben und mich nur neben sie gestellt, damit sie lernen, wie die Prozedur beim bezahlen abläuft. Zu Beginn waren sie sehr verunsichert, doch schon beim zweiten Mal haben sie Spaß gehabt selbstständig ihre Kleidung zu bezahlen und waren stolz darauf.

Am Nachmittag und Abend wurden wir zu einer Poolparty mit Braai eingeladen. Denn ein Freund von den Mädels hat Housesitting bei Freunden gemacht. Ich glaube in Deutschland würden nur sehr wenige Erwachsene jungen Leuten erlauben, in ihrem Haus Freunde für eine Party einzuladen, da die Angst vor einer kompletten Neurenovierung zu groß ist. In dieser Gegend hier ist es nicht üblich, dass man Alkohol trinkt. An Abenden, wo wir mit Afrikanern zwei Bier getrunken haben, wurde zu uns gesagt, dass wir viel trinken können. Für uns Deutsche ist diese Menge nichts besonderes. Allerdings weiß ich nicht, ob sich diese Meinung nur hier auf unsere Gegend beschränkt. Die Partys hier sind sehr gemütlich und unterhaltsam mit Gesellschaftsspielen und gemeinsamen musizieren.
Da das Wetter leider nicht mitspielte, ist die Poolparty ausgefallen und stattdessen haben wir Musik gemacht. Wir haben eine Gitarre, Geige und Flöte mitgenommen und in dem Haus stand ein Klavier. Vor und nach dem Essen haben wir alle zusammen musiziert. Es war so lustig und hat einen riesen Spaß gemacht, da wir einfach mit Gesang und den Instrumenten improvisiert haben. Da erkennt man wieder, dass Musik Menschen zusammen führt und Gemeinschaften stärkt. Es waren einfach wunderbar!

Sonntag:

Auf Grund des ständigen Wetterwechsels ( z.B. Dienstag 19° mit Regen und Wind, Mittwoch 30°, Donnerstag 30°, Freitag 35°, Samstag 19° mit Regen und Wind) sind wir nun fast alle etwas angeschlagen mit einer Erkältung. Daher wird heute nur entspannt, damit wir fit für den Cheetah-Park morgen sind. Hier in Südafrika haben wir morgen frei, da der heutige Feiertag auf einen Sonntag fällt und die Arbeiter nicht davon profitieren können. Die Regelung hier ist, wenn Feiertage auf ein Wochenende fallen, werden die freien Tage in der Woche eingelöst.

 

Fazit:

Ein Plan, eine Struktur und eine Ordnung sind zwar gut, da man eine Kontinuität und Basis hat, aber Freiheit, Spontanität, neue Entdeckungen und Ausprobieren sind genauso wichtig. Sei es mit Tanz, Musik, Haaren oder Essen. Sich immer wieder neu entdecken und Grenzen auszuprobieren, ist genauso wichtig wie Ziele vor den Augen zu haben. So geht auch die Freude am Leben nicht verloren.