Montag
Dieser Montag nahm seinen normalen Ablauf. Die einzige Besonderheit an diesem Tag war, dass wir von 6 Uhr abends bis 3 Uhr nachts kein Wasser hatten. Zum Glück wurde uns dies vorher gesagt, so dass wir noch rechtzeitig kochen und duschen gehen konnten. Jedoch wussten wir immer noch nicht wieso wir kein Wasser haben. Nach eigener Interpretation gingen wir davon aus, dass das Wasser abdreht wird, um den Wasserspeicher zu schonen. Anscheinend soll dieser in zwei Monaten ausgeschöpft sein und daher müssen Sparmaßnahmen getroffen werden. Wir waren auf die nächsten Tage gespannt.
Dienstag
Nicht nur die Wasserknappheit nahm zu, sondern auch die Erkrankung der Kinder. Auf der Site geht momentan ein Magen-Darm Virus rum. Letzte Woche waren es nur zwei Kinder und am Dienstag schon sechs. Die Kinder stecken sich einander an, da sie sich alles teilen. Die Überfüllung der Toiletten fördert den Virus zusätzlich. Daher wird es jetzt höchste Zeit, dass die Toiletten geleert werden!
Jeden Dienstagabend gehen Jenny, Franka und Johanna in die Connect Group. Das ist ein Treffen von der Kirche, wo sich alle Menschen treffen, um über die Bibel und Gott zu reden. Da die Mädels immer sehr begeistert von den Abenden erzählen, wollte ich mich mal selbst überzeugen. Zu diesem Treffen kommen hauptsächlich Studenten von der University Empangeni und wir.
Paul, der Pastor leitet die Gespräche und bereitet sie gemeinsam mit seiner Frau Nicky, welche immer Kuchen für den Abend backt und Deutsche ist, bei sich daheim vor.
In dieser Region sind die Menschen sehr gläubig und überzeugt von dem Christentum. Sie lesen jeden Tag in ihrer Bibel und singen sehr viele christliche Lieder. Schon morgens vor der Schule singen die Kinder ein, zwei Lieder und die Lehrer singen im Büro des Schulleiters noch einmal ein Lied. Es ist nur acapelle und hört sich bezaubernd an. Da es typisch ist in der Bibel zu lesen, wissen die Zulus sehr gut über diese Bescheid und somit haben wir diesen Abend haben wir ein Bibelquiz gemacht. Da ich die Bibel nicht lese, konnte ich leider nicht wirklich mit raten. Die Mädels haben mir erklärt, dass sie normalerweise immer über einzelne Bibelverse diskutieren und damit verbunden auch über Werte und Normen im Leben.
Nach dem Bibelquiz haben wir uns noch mit den Studenten unterhalten. Zu Beginn war ich etwas schüchtern zu reden, da mein Englisch noch nicht so gut ist. Doch die Studenten sind sehr aufgeschlossen und haben mich sehr viel über Deutschland gefragt und ihre Eindrücke über Deutschland mitgeteilt. Es war sehr faszinierend, dass alle Zulus Deutschland sehr schätzen, als teuer einstufen und unbedingt einmal dorthin reisen möchten. Wir haben uns über die unterschiedlichen Schulsysteme und beruflichen Chancen in Deutschland und Südafrika unterhalten. In Südafrika verdienen die Lehrer nur die Hälfte von dem Gehalt, was Lehrer in Deutschland gezahlt bekommen. Ein sehr großer Unterschied ist auch, dass wir in Deutschland die Möglichkeit haben nach der 9. Oder 10. Klasse eine Ausbildung zu machen. In Südafrika müssen dafür alle Kinder erst 12 Jahre Schule absolvieren. Des Weiteren müssen sie für fast alle Berufe studieren, wo wir in Deutschland eine Ausbildung machen. Da die Studienplätze sehr teuer sind und nicht alle eine Möglichkeit auf einen Schulbesuch hatten, können nicht alle Menschen studieren gehen.
Es war wirklich sehr interessant wieder neue Bekanntschaften zu schließen und einen anderen Eindruck der Zulus zu bekommen. Das Bibelquiz hat mich persönlich nicht besonders beeindruckt, da ich meinen Glauben anders auslege und nicht auf die Bibel, aber es war faszinierend wie gut die Studenten über die Bibel Bescheid wissen.
Auf der Heimfahrt im Auto haben wir den Abend Revue passieren lassen und über die These „Deutsche sind weiter entwickelt als Südafrikaner“ diskutiert.
Da die Fahrt sehr kurz war, konnten wir nur auf folgende Punkte schließen.(Wir reden die ganze Zeit über Zulus). Wenn man die Bildung, den Lebensstandard und die Infrastruktur als Ausgangspunkt nimmt, dann kann man auf die Allgemeinheit sagen, dass Deutschland weiter entwickelt ist, da die Struktur und der Grundaufbau, wie die einzelnen Punkte organisiert sind, bessere Möglichkeiten bieten. Jedoch kann man diese Behauptung wieder entkräften, da die Zulus sich selbst sehr gut organisieren können, wie zum Beispiel mit den Taxibussen. Im Bereich Tanz und Musik liegen meiner Meinung nach die Zulus auf dem ersten Platz. Hier kommt es auch darauf an wie man Musik und Tanz definiert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass nur ganz wenige Deutsche dieses Rhythmus und Körpergefühl haben. Jeden Montag- und Dienstagmorgen singen die Lehrer*innen ein Lied fünfstimmig, wobei die älteste Frau die Leitstimme übernimmt. Dies machen sie ohne zu proben und jeden Tag stimmen sie ein anderes Lied an. Wenn sich einige Lieder wiederholen, variieren sie jedoch trotzdem immer, da immer etwas neues eingebaut wird. Dies sind nur kleine Beispiele, aber meiner Meinung nach zeigt es trotzdem schon, dass wir viele Thesen nicht auf die Allgemeinheit beziehen können, sondern erst mal auf einzelne Faktoren anwenden müssen, um sich dann ein eigenes Meinungsbild zu machen. Viele Vorurteile lassen sich dadurch entkräften.
Mittwoch
Als wir nachmittags auf die Site gefahren sind, saßen im Aufenthaltsraum acht Kinder, die alle krank waren. Viele von ihnen waren unsere Hausaufgabenkinder, daher konnten wir nicht wirklich viel machen und haben uns viel Zeit bei der Lunchvorbereitung gelassen. Jedoch gab es vorher ein Problem, denn der Küchenschlüssel war verschwunden. Zum Glück war das obere Fenster von der Küche offen und ich konnte hindurch klettern. Die Fenster sind sehr einfach gebaut und damit kann man sie leicht öffnen, wenn sie auf Kipp stehen.
Abends sind wir zu einer Freiwilligen gefahren, die bei uns in der Nähe wohnt. Sie spielt Cello und daher wollten wir alle gemeinsam Musik machen. Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr Musik Menschen verbindet und Freude bringt.
Donnerstag
Da wir jeden Tag mit dem Auto raus auf die dirt road fahren, könnt ihr euch sicherlich vorstellen wie dreckig das Auto aussieht. Da die Kinder auf der Site schon rum gemeckert haben, haben wir beschlossen das Auto waschen zu lassen. Um das Auto von innen und außen säubern zu lassen, haben wir umgerechnet nur 4€ bezahlt. Insgesamt vier Arbeiter haben das Auto eine Stunde lang sauber gemacht und wir mussten nur so wenig bezahlen. Am Ende war das Auto gar nicht wieder zu erkennen und fast schon zu schade, um wieder raus zu fahren.
Am Nachmittag sind wir dann doch raus gefahren und haben fantastische Neuigkeiten gesehen. Ein großer LKW stand auf der Site und hat die Toiletten abgepumpt. Daher danke ich noch einmal allen Spendern recht herzlich für die Unterstützung! Das Abpumpen wurde höchste Zeit!
Es ist wunderbar zu sehen, wenn Ziele Wirklichkeit werden!!
Jedoch darf noch fleißig weiter gespendet werden, denn es fehlen noch 3000€ für die Sanierung der Bäder. Gemeinsam haben wir schon ein Ziel geschafft, daher lasst uns gemeinsam an einem Strang ziehen, damit wir auch noch unser zweites Ziel in die Tat umsetzen können!
Freitag
Am Freitagnachmittag sind wir nach dem Science Club mit den älteren Jungs shoppen gefahren. Die Shoppingtour ging sehr schnell, da alle Jungs das gleich Ziel hatten. Sie haben sich alle Chinos, eine besondere Hosenart gekauft. Was mich sehr erstaunt hat war, dass die Jungs nachgefragt haben, woher das Geld eigentlich kommt. Als ich ihnen erklärt habe, dass ich das Geld für sie in meinem Heimatdorf in Deutschland gesammelt haben, hat ein Junge sofort gesagt, dass er gerne ein Dankesbrief schreiben würde und mir ihn nächste Woche gibt. Ich bin sehr gespannt, ob er das auch in die Tat umsetzt, aber der Gedanke alleine zählt schon mal. Die älteren Jugendlichen wissen das Leben, die Chancen und die Unterstützung die sie auf der Site bekommen sehr zu schätzen und sind dankbar dafür. Daher richte ich mich noch einmal an alle Spender*innen. Das Geld ist gut und sicher angekommen und wird auch richtig investiert. Wir haben jetzt schon zwei Ziele erreicht, dass die Kinder neue Kleidung haben und dass die Toiletten entleert wurden. Die Kleineren können die Unterstützung noch nicht ganz so wahrnehmen, aber dafür die Älteren. Es ist doch wirklich schön zu wissen, dass das gespendete Geld zu schätzen gewusst wird und nicht ausgenutzt.
Samstag
Da sich ein Mädchen von uns bei den Kindern angesteckt hat, sind wir nicht wie geplant nach Durban gefahren, sondern haben den freien Tag am Strand genossen. Abends haben wir angefangen Johannas Haare zu braiden. Es war ein sehr schöner und entspannter Tag.
Sonntag
Wie jeden Sonntagmorgen sind wir auch diesen Morgen wieder in die Church gefahren. Am Nachmittag hat Emily für uns typisch britisch gekocht und wir haben Johannas Haare fertig gebraidet. Ich finde es immer wieder spannend andere Kulturen im Bereich Essen auszuprobieren. Das Essen war köstlich! Es gab ein rost dinner.
Nach dem Essen sind wir zu Young Adults gefahren. Nach den Spielen und dem Lobpreis hält einer von uns Leitern eine Art Unterrichtsstunde über wichtige Themen im Leben und Alltag, worüber die Jugendliche nicht immer in der Schule oder auch daheim reden können. Diese Stunde ging es um das Thema „die Rolle der Frau in einer Ehe“, was die Frauen erwarten und denken und was die Männer erwarten und denken. Die Meinungen waren sehr geteilt. Die Mädchen hatten die Meinung gehabt, dass sie daheim bleiben und sich um ihren Mann, die Kinder und den Haushalt kümmern. Andere Mädchen haben strikt gesagt, dass sie unabhängig und selbstständig seien wollen. Auch die Meinungen bei den Jungs ging auseinander. Einige möchten gerne, dass ihre frau die typische kulturelle Rolle einnimmt, aber andere haben auch gesagt, dass die Frau „die Hosen in der Beziehung an hat“.
Um die Vorstellungen auf einen Sachverhalt anzuwenden, gab es folgende Schilderung: Um zwei Uhr nachts kommt der Mann von der Arbeit und hat Hunger. Die Frau schläft. Wie verhalten sich Mann und Frau?
Ein Großteil der Jungs hat sofort gesagt, dass die Frau aufstehen und ihm etwas zu Essen kochen muss. Ein Junge kam auf einen guten Kompromiss. Er meinte, dass die Frau ihm etwas vorbereiten könnte, dass er sich nur noch warm machen muss. So kann sie weiter schlafen, aber hat sich trotzdem um ihn gekümmert. Seiner Meinung nach, ist es genauso wichtig sich als Mann um das Wohlergehen seiner Frau zu kümmern.
Die Mädchen waren sich alle auf jeden Fall einig, dass sie aufstehen. Jedoch gingen die Meinungen auseinander, ob sie ihrem Mann nun helfen oder das Essen alleine machen.
Es war sehr interessant zu sehen, dass die Meinung der Kinder aus dem Township größtenteils übereinstimmten und die Meinungen der Kinder aus der rural area.
Meiner Meinung nach ist es auch für uns junge Mädchen in Deutschland wichtig sich diese Frage zu stellen.
Da die Zulus sehr gläubig sind, haben wir versucht diese Frage mit einzelnen Stellen aus der Bibel zu beantworten.
Die Jugendliche sind sehr diskussionsfreudig und machen sich viele Gedanken über solche Themen und das ist auch wichtig, denn so lernen sie ihre eigene Meinung zu bilden.
Fazit:
Vorurteile beeinflussen eine Person viel zu schnell und zu stark. Man sollte sich dagegen stellen und erst sein eigenes Meinungsbild verschaffen, um urteilen zu können.
Leider kann ich nicht immer Bilder hochladen, da das Internet nicht immer mitspielt. Daher hier noch ein paar nachträgliche Bilder.
Bilder von der Logas Hope